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Bremsprobleme - sich verhärtender Bremshebel


rocroc
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Erfreulicherweise hat mich mein Ducati Fuhrpark in den letzten Jahren völlig verschont von Defekten oder Mängeln üblerer Art. Bei meinem Neuzuwachs, der Multistrada PP MY 2013, stosse ich jetzt allerdings auf ein Problem, dass ich in langen Jahren des Herumschraubens noch nicht angetroffen habe. Da es sich um eine allgemein auch auf diverse Monstermodelle übertragbare Problematik handelt, frage ich hier nach ähnlichen Erfahrungen und allfälligen Lösungen.

Die Multistrada PP 2013 verwendet eine P4-32 Brembo-Anlage mit einem Bremszylinder PR18/19 und einem Bosch ABS-Modul (M9E), eine auch an anderen Ducs verbaute Kombination. Das Bike habe ich in grundsätzlich gutem Zustand ab Desmoservice und ab Motorfahrzeugkontrolle gekauft, ohne Gewährleistung; der Verkäufer ist mehrere hundert Kilometer entfernt. 

Beim Bremsen aus Geschwindigkeiten über 130 trat nach kurzer Zeit ein heftiges Vibrieren des Vorbaus auf, unterhalb 100 km/h kein Problem. Ausserdem "verhärtete" der Bremshebel nach einigen Kilometern Fahrt, d.h. er liess sich nur noch maximal 5 Millimeter ziehen. Die Bremswirkung war allerdings absolut ok. Zudem liess sich das Vorderrad aufgebockt kaum drehen.

1. Diagnose und bestätigte Ferndiagnose des Dealers: Bremsscheiben verzogen. Ich habe die Scheiben UND die Beläge gewechselt und dabei gleich auch die Bremszangen gereinigt, Kolben auf Leichtgängigkeit geprüft, mit Bremsenpaste minimal "geschmiert". Zusätzlich Radlager und Lenkkopflager geprüft (beides ok). Ergebnis: Bremsrubbeln aus hohen Geschwindigkeiten weg, leichtes Rubbeln bei tiefen Geschwindigkeiten unter 30 km/h kurz vor dem Stoppen, was ich auf die neuen Beläge zurückführte. Das Problem mit dem sich verhärtenden Bremshebel und dem sich kaum bewegenden Vorderrad (keine Vierteldrehung nach heftigem Anschieben) blieb.

Da ich sowieso irgendwann auf andere Bremszangen umsteigen wollte (M50 oder P4/34 34, wie sie verschiedene Duc- und Aprilia Modelle nutzten und die BMW S1000RR heute noch) habe ich gleich auch noch neue Zangen verbaut (fabrikneue P4/34 mit Original-Brembo-Sinter), alles tiptop entlüftet und getestet. Fazit: 50km eitle Freude über die verbesserte Dosierbarkeit und dann... sich verhärtender Bremshebel und Vorderrad lässt sich kaum bewegen, weil Kolben nicht sauber zurückwandern.

Für mich gibt es jetzt nur noch zwei mögliche Übeltäter (einer mit höherer Wahrscheinlichkeit): ABS-Modul sorgt für Überdruck nach Regeleingriff oder - eher unwahrscheinlicher - Bremspumpe hat einen Defekt.

Der langen Rede kurzer Sinn: Kennt jemand das Phänomen mit dem sich verhärtenden Bremshebel und gleichzeitig Kolben, die nicht genügend zurückfahren (das eine würde das andere ja bei neuen, mit Sicherheit leichtgängigen Kolben fast ausschliessen, es sei denn, es ist plötzlich zu viel Bremsflüssigkeit im System - woher, ausser vom ABS-Modul?). Oder gibt es eine ganz andere Lösung, die ich übersehe?

Die Bremsscheiben werden übrigens nicht übermässig heiss, Bremsflüssigkeit ist komplett getauscht gegen 5.1, System mehrfach sauber entlüftet. Keinerlei Anzeige im Dashboard bezüglich einer ABS-Fehlfunktion.

Danke für wegweisende Inputs :-).

Bearbeitet von rocroc
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Also ich hatte so ein Phänomen 2 oder 3 mal bei meiner vorher gefahrenen Japanerin. Das war nie ein Problem weil es sich immer von selber löste, aber der harte Bremshebel nach einer ABS-Regelaktion kam da schon mal vereinzelt vor. Wohlgemerkt: Wenn, dann immer nur nach Regeleingriff.

Ich würde daher deiner Vermutung folgen und auf den ABS-Block tippen. Weitere Verdächtige hast du ja selber schon durchrepariert/ausgetauscht. An einen Fehler der Bremspumpe glaube ich nicht. Wenn diese Druck hält und nicht richtig löst würde ja der Hebel nicht härter.

Was mich etwas wundert ist ja, dass du schreibst die Bremsscheibe wird dabei nicht sonderlich heiß?? Die erste hat sich sogar verzogen, und im Stand kannst du das Rad kaum drehen, die bremst quasi dauerhaft, das muss doch heiß werden und führt zu Problemen.

Nachtrag: Zur noch genaueren Eingrenzung würde ich mal Stück für Stück das unter Druck stehende System öffnen. Wenn sich das Rad nicht drehen lässt: Entlüfter an den Zangen kurz auf. Wenn’s dann frei ist, Bremszangen i.O. Beim nächsten mal, die Bremsleitung vom Hebel kommend am ABS Block oder hinter der Bremspumpe kurz öffnen, da dürfte sich nichts ändern, sonst wäre es doch die Bremspumpe.

Bearbeitet von Paragraphenreiter
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Hallo Rocky

Hatten zwar beim Motorrad dieses Problem noch nicht, aber bei diversen BMW Kfz, da waren die Bremsleitungen hinüber, es hatten sich in der Bremsleitung der Gummi vom Gewebe gelöst und sich dadurch der Querschnitt verkleinert. Dadurch war das Bremspedal härter und die Bremskolben gingen nicht mehr ganz zurück.

Dani

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Danke, Gents.

vor 22 Stunden schrieb Paragraphenreiter:

Was mich etwas wundert ist ja, dass du schreibst die Bremsscheibe wird dabei nicht sonderlich heiß?? Die erste hat sich sogar verzogen, und im Stand kannst du das Rad kaum drehen, die bremst quasi dauerhaft, das muss doch heiß werden und führt zu Problemen.

Ich gehe davon aus, dass die Beläge ab einer gewissen Geschwindigkeit doch minim zurückgedrückt werden und beim Fahren mit Geschwindigkeiten über 60 nicht ganz so eng anliegen. Bei jedem Bremsvorgang mit niedriger Geschwindigkeit bis zum Stand geschieht dies aber nach dem Lösen der Bremse zuwenig. Ich werde ein paar Tests fahren ohne ABS und mit ausschliesslicher Betätigung der Hinterradbremse aus höherer Geschwindigkeit bis zum Stand, um diese Theorie zu bestätigen oder zu widerlegen.

Ich bin mir mittlerweile fast sicher, dass nach einem Regeleingriff unter gewissen Umständen zuviel Bremsflüssigkeit im Kreislauf ist. Ich berichte, wenn ich eine Lösung gefunden habe. 

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Moin Rocky,

es liest sich so, dass deine PP  nach Lösen des Bremshebels einen Restdruck im Bremssystem hat. Dieser Restdruck kann durch zwei Bauteile verursacht werden.

1.Bremspumpe: Zylinder in der Bremspumpe stellt nicht mehr komplett zurück und gibt dadurch nicht die Öffnung zum Ausgleichsbehälter frei. Zylinder zu hohe Reibung in der Pumpe, oder Federkraft über Betätigungsanzahl nachgelassen. 

2. ABS-Modul: Jedes ABS-Modul hat ein internes Speichervolumen, dass bei einer ABS-Bremsung als Zwischenspeicher für die nichtbenötigte Bremsflüssigkeit (bei Schlupf am Rad wird Druck in das Speichervolumen abgelassen) dient. Wenn das dafür verantwortliche Ventil hängt und nicht öffnet, dann bleibt Druck im Bremssystem stehen. 

Ist Restdruck ohne ABS-Bremsung vorhanden, dann Bremspumpe checken und es lohnt sich den internen Bremsdrucksensor im ABS-Modul auf Funktion zu überprüfen. Zeigt dieser „Null“ an, obwohl Restdruck vorhanden, dann läuft die Pumpe im Modul nicht an, um diesen abzulassen. 

Funktion des ABS-Moduls kann der Freundliche per OnBoardDiagnose ohne Probleme überprüfen, egal ob Stelldiagnose oder Restdruck und somit auch Check Drucksensor im Messwerteblock. 

Die nicht zurückstellenden Bremssättel/Bremszangen sind nicht die Ursache, sondern nur die Auswirkung. 

Gruss

Niko

 

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vor 6 Minuten schrieb Croduc:

2. ABS-Modul: Jedes ABS-Modul hat ein internes Speichervolumen, dass bei einer ABS-Bremsung als Zwischenspeicher für die nichtbenötigte Bremsflüssigkeit (bei Schlupf am Rad wird Druck in das Speichervolumen abgelassen) dient. Wenn das dafür verantwortliche Ventil hängt und nicht öffnet, dann bleibt Druck im Bremssystem stehen. 

Niko, das ist genau meine Vermutung. 

Dein Input mit der Bremspumpe ist auf jeden Fall auch in Erwägung zu ziehen. Da sollte der Test ohne ABS Aufschluss geben.

Danke für deine Überlegungen! 

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